Georg Borngässer
Rummelsberger Diakonie e.V.
Kommunikation / PR-Medien
Rummelsberg 2
90592 Schwarzenbruck
Tel. 09128 50 22 27
Rummelsberger Diakonie setzt auf Unterstützte Kommunikation zur Verbesserung der Teilhabe von Menschen mit Behinderung
Mehr lesenAltdorf/Hilpoltstein/Mainleus – „Beziehung ist eine Folge von Kommunikation und damit auch nur so gut wie die Kommunikation“: Der Belgier Ludo Vande Kerckhove ist ein internationaler Kommunikationsexperte und arbeitet seit vielen Jahren mit Menschen mit Behinderung und einer Autismus-Spektrum-Störung. Seit sechs Jahren unterstützt er Mitarbeitende der Rummelsberger Diakonie. Denn von aktuell 1.200 Menschen mit Behinderung, die bei dem sozialen Träger wohnen, äußern sich 40 Prozent der Menschen nicht oder nur wenig lautsprachlich. In Sachen Kommunikation bedeutet das eine große Herausforderung, die sechs pädagogische Teams in Mittel- und Oberfranken nun mithilfe des belgischen Experten besser meistern können.
„Überfordert, überrollt, überstresst“, so charakterisiert Ludo Vande Kerckhove den 64-jährigen Max Meier (Name geändert). Er lebt im Haus Schmeilsdorf in Mainleus/Oberfranken und wie ihm geht es vermutlich vielen Menschen mit Behinderung, die in stationären Wohneinrichtungen leben. Der Tagesablauf ist durchgetaktet und lässt nicht viel Raum für individuelle Lebensstile, die Mitarbeiter*innen wechseln als Ansprechpartner*innen. An diesen Strukturen lässt sich nicht viel ändern. Dennoch kann sich der Umgang miteinander deutlich verbessern. „Wir haben im Team erarbeitet, wie wir künftig mit Max umgehen werden“, erzählt Martina Seuberling, Teamleiterin der Rummelsberger Einrichtung in Oberfranken. Denn die Reibereien beginnen mitunter schon früh am Morgen: Max Meier ist ein Morgenmuffel. „Wenn die Kolleg*innen zum Wecken ins Zimmer kommen und es zu eilig haben, dann ärgert sich Max. Nun haben wir eine Routine vereinbart, die ihm den Start in den Tag erleichtert. Das klappt viel besser“, erzählt Seuberling ein Beispiel.
Deutliche Verbesserungen vermeldet auch das Team vom Auhof im mittelfränkischen Hilpoltstein. „Seit dem Coaching ist Sven Berger viel entspannter“, berichtet Ulrike Rothlehner. Die 34-Jährige arbeitet als Heilerziehungspflegerin in der Einrichtung für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Sven Berger habe sich immer schwergetan, Zeitspannen einzuschätzen und war sehr ungeduldig. Im Coaching hat das Team einen Weg gefunden, Zeit sichtbarer zu machen und einen Tagesplan zu erstellen. „Wir zeigen nun mit einer Wäscheklammer an, was als nächstes drankommt“, erzählt Rothlehner. Damit könne Sven Berger gut umgehen.
„Die Bewohner*innen und die Mitarbeiter*innen profitieren sehr von den Coachings“, berichtet Anja Pudelko. Als Leiterin der Beratungsstelle für Unterstützte Kommunikation (UK) 18 plus am Wichernhaus in Altdorf organisiert und begleitet sie mit ihrem Team die Kommunikations-Coachings. Die Beratungsstelle wurde 2014 mit dem Ziel gegründet, das Zusammenleben und das Verständnis der Bewohner*innen zu verbessern und so die Selbstwirksamkeit der Menschen mit Behinderung zu stärken. „Viele erhalten eine grundlegende Unterstützung bei der Kommunikation. Das geht über die reine Vermittlung von Hilfsmitteln hinaus“, erklärt Pudelko.
Mit den Methoden der unterstützten Kommunikation lernen die Bewohner*innen etwa über Bildkarten oder elektronischen Hilfen wie zum Beispiel iPads verständlicher zu kommunizieren. Denn wer sich nicht verstanden fühlt, resigniert oder macht seinem Frust Luft. „Es kommt leider immer wieder vor, dass es zu herausfordernden Verhaltensweisen aufgrund von Missverständnissen in der Kommunikation kommt“, berichtet Pudelko.
Neben Coachings bietet die Beratungsstelle auch Weiterbildungen für Mitarbeitende an. „In den vergangenen drei Jahren haben wir rund 70 Mitarbeiter*innen mit dem zertifizierten Einführungskurs für Unterstützte Kommunikation weitergebildet“, berichtet Anja Pudelko. Die Idee sei, dass die UK-Fachkräfte ihr Wissen an die Kolleg*innen weitertragen. So soll sich die Methodik der Unterstützten Kommunikation in der Rummelsberger Behindertenhilfe verankern und die Kommunikation der Menschen miteinander nachhaltig verbessern.
Ralph Eichenseher, Leiter des Fachbereichs Autismus, berichtet von gelebter Vielfalt im Fachbereich.
Mehr lesenRummelsberg – 2022 steht die Rummelsberger Diakonie im Zeichen von Diversität, Vielfalt und Gleichstellung. Der studierte Heilpädagoge Ralph Eichenseher leitet seit sechs Jahren den Fachbereich Autismus. Der 42-Jährige erklärt im Interview, wie er in den Mitarbeiter*innen göttliche Funken sieht, wie Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung am Gegenüber wachsen und warum der Fachbereich so stark ist beim Thema Frauen in Führungspositionen.
Herr Eichenseher, die Rummelsberger haben für 2022 das Jahr der Vielfalt ausgerufen. Wissen Sie, wie es damit im Fachbereich bestellt ist?
Ralph Eichenseher: Vielfalt ist meiner Meinung nach die Anerkennung dessen, dass jeder Mensch einzigartig ist. Ein Individuum also, das unabhängig von Merkmalen wie Geschlecht, Alter, Religion und Führungsposition sein darf. Diese Überzeugung lebe ich auch in meiner Rolle als Dienststellenleitung. Jede(r) hat für mich einen göttlichen Funken und das macht uns gleichwertig, als Mensch und als Mitarbeiter*innen der Rummelsberger Diakonie. Bei der Personalauswahl für bestimmte Positionen und für Leitungsaufgaben setze ich im Vorfeld keinen Filter, sondern schaue mir den Menschen an. Ich prüfe, ob die Haltung für uns passt und die nötigen Kompetenzen mitgebracht werden. Und auch ohne diese Kriterien anzuwenden, haben wir im Fachbereich einen recht ausgewogenen Anteil an weiblichen und männlichen Mitarbeiter*innen im Alter zwischen 21 und 66 Jahren. Mit einem Anteil von 42 Prozent Männern liegen wir deutlich über dem Durchschnitt der Rummelsberger Behindertenhilfe. Hier sind im Durchschnitt 24 Prozent der Mitarbeiter männlich. Auch die Teamleitungen sind im Fachbereich überwiegend weiblich besetzt und meine Chefin ist auch eine Frau.
Der Fachbereich Autismus hat 54 Mitarbeiter*innen. Wissen Sie aus dem Stehgreif, welche Religion die Kolleg*innen haben?
Ralph Eichenseher: Ich habe es nachgeschaut. Die meisten Mitarbeiter*innen des Fachbereichs Autismus sind evangelisch, viele auch katholisch und hier arbeiten auch einige ohne Bekenntnis. Religion gibt den Menschen die Möglichkeit, sich aktiv mit Werten und Moral auseinanderzusetzen, mit dem Ziel eines friedvollen Miteinanders. Daher stellt sich für mich in erster Linie nicht die Frage, aus welcher Religion heraus, die Menschen agieren, sondern vielmehr wie sie miteinander und den ihnen anvertrauten Menschen im Autismus-Spektrum umgehen.
Vielfalt bereichert - stimmen Sie dem zu?
Ralph Eichenseher: Auf jeden Fall. Gute Ideen und Entwicklungen entstehen, wenn unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen gut zusammenarbeiten. So kommen neue Perspektiven in Projekte, innovative Ansätze können entwickelt werden. Wichtig ist die Vielfalt auch in unserer alltäglichen Arbeit. Um die unterschiedlichsten Bedürfnisse unserer häufig sehr individuellen Bewohner*innen und Teilnehmer*innen erfüllen zu können, benötigt es mindestens ebenso viele Antworten und Angebote. Nicht jeder kann und will beispielsweise Klient*innen auf ein Rock-Konzert begleiten oder einen Blick dafür haben, wann ein Fenster geputzt werden sollte oder im Todesfall das Umfeld seelsorgerlich begleiten. Der Mensch wird am "Du" zum "Ich" hat es Religionspädagoge Martin Buber beschrieben. Für uns heißt das: Je vielfältiger meine Gegenüber („Du“) sind, desto einfacher fällt es dem „Ich“, Verhalten, Ansichten und Einstellungen zu vergleichen und den eigenen Weg zu finden und zu gehen.
Achten Sie bei Neueinstellungen darauf, auch Menschen mit einem internationalen Hintergrund einzustellen?
Ralph Eichenseher: Die Arbeit mit Menschen im Autismus-Spektrum ist besonders und auf diese Besonderheiten müssen sich die Mitarbeitenden einstellen. Daher achten wir in der Personalakquise und bei der Personalauswahl darauf, dass die Mitarbeitenden keine falschen Vorstellungen von ihrer künftigen Arbeit haben. Auf unserer Bewerberseite www.jobsplussinn.de haben wir Mitarbeiter*innen und Klient*innen porträtiert, die berichten, was bei uns so besonders ist. Dieses Konzept funktioniert sehr gut. Und wir haben momentan die Kapazität, (internationale) Fachkräfte bei uns willkommen zu heißen.
Erster Barrierefreier Garten der Rummelsberger Diakonie in Ebelsbach – Name wurde enthüllt
Mehr lesenEbelsbach – Bei strahlendem Sonnenschein wurde diese Woche mit vielen kleinen und großen Gästen das „Plauder-Gärtla“ in der Parkstraße eingeweiht. Seinen Namen erhielt der Garten über einen Namenswettbewerb. 51 Namensvorschläge waren insgesamt eingereicht worden. Ein Gremium aus Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen des Wohnbereichs der Rummelsberger Dienste für Menschen mit einer Behinderung wählten gemeinsam den Namen „Plauder-Gärtla“ von Frau Monika Göhr. Er bringt die Idee des Gartens auf den Punkt: Bewohner*innen, Mitarbeiter*innen, Kinder und Erzieher*innen des benachbarten Kindergartens sowie alle interessierten Ebelsbacher*innen können hier zusammen verweilen und miteinander plaudern.
Auf die Wichtigkeit eines Gartens, nicht nur in Pandemiezeiten, wies Landrat Schneider in seinen Grußworten hin. Karl Schulz, Vorstand Rummelsberger Diakonie, ergänzte dies mit „der Garten ist ein Ort der Begegnung, des Austauschs, des Beisammenseins. Für Menschen jeden Alters, für Menschen mit und ohne Behinderung, ja vielleicht auch für Menschen mit Vorbehalten, die diesen Ort nutzen, um ihren Mitmenschen zu begegnen und sie besser kennenzulernen.“
Das Plauder-Gärtla wurde gemeinsam mit den Bewohner*innen geplant, es ist rollstuhlgerecht und barrierefrei. Die Freude über die Rollstuhl-Rampe, die barrierefreien Wege, den barrierefrei zugänglichen Pavillon und die Schaukel ist groß. Möglich machten das alles zahlreiche Spenden, die über die Webseite infranken.de gewonnen worden waren. Eine großzügige Spende kam unter anderem von der Karl Wagner Stiftung.
Für die noch ungenutzten Flächen sind Hochbeete, ein Sinnesparcours und Gehege für Kleintiere geplant. Max, Bewohner der Rummelsberger Einrichtung und leidenschaftlicher Tischtennisspieler, wünscht sich außerdem eine Tischtennisplatte. Geplant sind auch Projekte zusammen mit dem katholischen Kindergarten. Die Kindergartenkinder konnten sich schon mit dem Garten vertraut machen und sangen den Gästen bei der Einweihung neu interpretierte bekannte Lieder vor. Aus „99 Luftballons“ von Nena wurde dabei zum Beispiel „26 Heimbewohner machen heute ne coole Party…“. Die weggedichteten Luftballons überreichten die Kinder anschließend den Bewohner*innen.
Bürgermeister Horn, Pfarrerin Schimmel und Dekan Lechner betonten die Wichtigkeit der Teilhabe am öffentlichen Leben und dass die Integration der Bewohner*innen nun auf eine neue, grüne Stufe gehoben werde. „Alle hier spüren ich bin wichtig und ich gehöre dazu,“ so Dekan Lechner in seiner Segnung. Bei Tanzmusik, Bratwürsten und Kaffee und Kuchen ging dann die „coole Party“ für Groß und Kein in den lockeren Teil über.
Jetzt darf erstmal alles wachsen, die Pflanzen und auch die Ideen. Dafür bekam Regionalleiter Günter Schubert extra eine Gießkanne vom Kindergarten überreicht.
Rummelsberger Diakonie gestaltet Streuobstwiese als inklusives Projekt in Hersbruck.
Mehr lesenHersbruck – Bald wird Hersbruck um ein inklusives Projekt reicher sein. Mit der kürzlich erteilten Förderzusage der Aktion Mensch können die Arbeiten auf der Streuobstwiese der Rummelsberger Diakonie im Ortsteil Weiher beginnen. Das Projekt wird eine inklusive Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Autismus. Die offizielle Eröffnung ist für Ende September geplant.
In den nächsten fünf Jahren soll aus der Wiese mit ihren Apfel-, Birn- und Quittenbäumen ein inklusiver Treffpunkt für alle Hersbrucker werden. Angedacht ist, auf Vereine und Kirchengemeinden zu zugehen und gemeinsam Veranstaltungen zu planen. „Wir überlegen, ob wir für Interessierte Kurse zum Einwecken und Saft pressen anbieten können“, erzählt Sabine Hager, Teamleiterin im Fachbereich Autismus der Rummelsberger Diakonie. Angedacht sind auch verschiedene Events in der Nachbarschaft, wie etwa Mitmachaktionen bei der Ernte und Verarbeitung des Obstes. Kindergärten und Schulen aus der Umgebung sollen die Möglichkeit bekommen, hier Projekttage zu erleben und mitzugestalten. „Wir wollen auch Feste und Weihnachtsbasare ausrichten“, verrät Sabine Hager. Für einen entspannten Austausch ist geplant, einen ausgebauten Schäferwagen aufzustellen.
Auch pädagogisch gesehen ist das Projekt sehr wertvoll für die Arbeit mit Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung. „Autisten brauchen eine sehr strukturierte Arbeitsatmosphäre. Auf der Wiese können wir die Arbeit in der Natur autismusfreundlich gestalten“, informiert Sabine Hager. Dazu werden zum Beispiel die Routen für den Rasenmäher mit bunten Bändern markiert. Und ganz wichtig ist auch, dass bei der Arbeit eine Routine einkehren kann. „Wir haben Obstbäume auf der Wiese stehen, die nacheinander blühen. So können wir von August bis Ende Oktober Äpfel ernten“, nennt Sabine Hager ein Beispiel. Zunächst ist die Wiese für Autisten aus Weiher geöffnet, aber dann werden auch Menschen im Autismus-Spektrum aus der Umgebung willkommen geheißen.
Neben der Pflege der Obstbäume und Bewirtschaftung der Wiese wollen die Verantwortlichen von der Rummelsberger Diakonie hier weitere landwirtschaftliche Projekte ins Leben rufen. Im nächsten Frühling wird ein Imker seine Bienenstöcke auf dem Gelände des Hauses Weiher aufbauen. Im Laufe der nächsten Jahre sollen Hühner auf der Wiese einziehen. „Da werden wir auch darüber nachdenken, ob Kinder aus der Umgebung Patenschaften für die Tiere übernehmen dürfen“, sagt Sabine Hager.
Verwirklicht werden konnte das Projekt auch mit Unterstützung der Stiftung ANTENNE BAYERN hilft und der Manfred-Roth-Stiftung. Ralph Eichenseher, Leiter des Fachbereichs Autismus, bedankt sich auch bei den vielen einzelnen Spender*innen: „Ohne die tolle Unterstützung könnten wir die Wiese nicht mit Leben füllen.“
Große Zustimmung findet die Streuobstwiese auch bei der Hersbrucker Stadtspitze: „Das Projekt passt in vielerlei Hinsicht sehr gut zu Hersbruck. Wir freuen uns sehr, dass es nun umgesetzt werden kann. Menschen mit und ohne Handicap zusammenzubringen und ihnen in der Natur die Möglichkeit zu bieten, sich zu betätigen, ist nicht nur Begegnung, das ist echte Teilhabe“, freut sich Bürgermeister Robert Ilg.
Rummelsberger Diakonie holt Berliner Expertin Sabine Zepperitz für neuen Ansatz in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung und Autisten – große Schulung in Altdorfer Wichernhaus.
Mehr lesenAltdorf – Kleine Mädchen tragen rosa Prinzessinnenkleider und erwachsene Menschen bekommen an der Supermarktkasse einen Trotzanfall? Was ist normal? „Beides!“, sagt Diplom-Pädagogin Sabine Zepperitz (50) und vertritt damit den entwicklungspsychologischen Ansatz in der Behindertenhilfe. Welche emotionalen Bedürfnisse ein Mensch hat, bestimmt sie mit dem Diagnostikmanual SEED, das sie mit Kolleg*innen entwickelt und erforscht hat. Zepperitz wird am 13. und 14. Mai im Betsaal des Wichernhauses 30 Mitarbeitenden der Rummelsberger Diakonie die Arbeit mit diesem Ansatz vermitteln. Heilpädagogin Anna-Lena Deeg (30) setzt die SEED-Diagnostik bei ihrer Arbeit in der Beratungsstelle Unterstützte Kommunikation 18 plus der Rummelsberger Behindertenhilfe bereits ein. Im Interview berichten beide von Erfolgen und Erfahrungen.
Frau Zepperitz, was ist die SEED?
Sabine Zepperitz: Verhalten wird durch Emotionen gesteuert. Bei Menschen mit Entwicklungsverzögerungen, also einer geistigen Behinderung, ist auch die Entwicklung ihrer Emotionen beeinträchtigt. Die SEED (Skala der Emotionalen Entwicklung-Diagnostik) ist ein Diagnostikinstrument, mit dem man ermitteln kann, welche emotionalen Bedürfnisse bei einem Menschen im Vordergrund stehen. Diese werden mit der normgerechten kindlichen Entwicklung verglichen. So kann ein erwachsener Mensch mit geistiger Behinderung Bedürfnisse zeigen, die man bei jüngeren Kindern kennt: Er möchte zum Beispiel umarmt werden. In der Betreuung muss dies berücksichtigt werden, damit sich der Mensch wohl fühlt und ein glückliches Leben hat.
Was ist das Neue an diesem Ansatz?
Sabine Zepperitz: Die entwicklungspsychogische Sicht war in der Heilpädagogik schon in den 70ern ein Thema, wurde aber unter dem Aspekt der „Infantilisierung“ erwachsender Menschen kritisch gesehen. Das entwicklungspsychologische Modell „Schema der emotionalen Entwicklung“ (SEO) nach Anton Došen wurde Anfang der 2000er in Deutschland erstmalig publiziert. In den Niederlanden und in Belgien wird schon länger damit gearbeitet. Ursprünglich war SEO ein reiner Interviewleitfaden für Teamsitzungen. Wir haben das Instrument in einer europäischen Forschungsgruppe so weiterentwickelt, dass es nun als Diagnostikmanual diagnostischen und wissenschaftlichen Kriterien entspricht. Das Ergebnis ist die SEED.
Werden die Vergleiche von erwachsenen Menschen mit Behinderung mit Kindern ohne Behinderung nicht auch kritisch gesehen?
Sabine Zepperitz: Natürlich ist diese Kritik ernst zu nehmen. Aber durch gesellschaftliche Entwicklungen wie das Bundesteilhabegesetz BTHG, die UN-Behindertenrechtskonvention und die Empowerment-Bewegung werden Menschen mit Behinderung heute zunehmend als Erwachsene wahrgenommen, die das Recht auf Selbstbestimmung haben. Im Rahmen der Selbstbestimmung muss den Menschen auch zugestanden werden, erwachsen zu sein und kindliche Bedürfnisse zu haben! SEED vergleicht auch keine Menschen. Es werden emotionale Bedürfnisse verglichen.
Frau Deeg, wie sind Ihre Erfahrungen mit der SEED-Diagnostik?
Anna-Lena Deeg: Ich habe bisher sehr gute Erfahrungen mit der SEED-Diagnostik gemacht. Ich kenne das Verfahren schon aus meiner Ausbildung zur Heilpädagogin und wende es seit dem vergangenen Jahr in der Beratung zur Unterstützen Kommunikation an. Häufig bekomme ich Feuerwehranrufe von Kolleg*innen, wenn sie mit Bewohner*innen nicht mehr weiterwissen. So kam ich beispielsweise zu einem Team, das einen autistischen jungen Mann begleitet. Er wirkte sehr angespannt, das äußerte sich in aggressiven Verhaltensweisen. Im Team haben wir das Diagnostikmanual, wir sagen den SEED-Fragebogen, durchgesprochen und herausgefunden, dass seine emotionalen Bedürfnisse vergleichbar sind mit denen eines Kindes in der „Fremdelphase“. Somit war klar, dass der Fokus auf der Bindung zur Bezugsperson liegen muss. Der junge Mann wollte nicht allein sein. Auf dieses Bedürfnis gehen die Mitarbeiter*innen nun ein und der junge Mann ist zufrieden, weil seine Wünsche erfüllt werden.
Was bringt die SEED?
Anna-Lena Deeg: SEED bringt, dass Menschen mit Behinderung in unseren Einrichtungen selbstbestimmter leben können. Die Mitarbeiter*innen können sie besser verstehen und besser auf die Klient*innen eingehen. Viele Menschen mit Behinderung zeigen ein irritierendes Verhalten. Sie wirken zum Beispiel im Alltag fit, aber verzweifeln regelrecht, wenn ein bestimmtes Objekt nicht in greifbarer Nähe ist. Als ich noch auf der Wohngruppe gearbeitet habe, habe ich einen älteren Mann begleitet, der sehr an seinem Fotoalbum hing. Wir mussten es immer sofort suchen und da fiel es mir schon schwer, immer geduldig zu sein. Dank SEED habe ich begriffen, dass seine Objektpermanenz nicht voll entwickelt ist. Das bedeutet, er glaubt, das Fotoalbum sei für immer verschwunden; das erklärte mir die Bedeutung des Fotoalbums und ich habe ihn verstanden.
Frau Zepperitz, Sie sind Pädagogin und führen Diagnostik durch. Wollen Sie pädagogische Mitarbeiter*innen ermutigen, in der Diagnostik aktiver zu werden?
Sabine Zepperitz: Diagnostik bedeutet zunächst, standardisierte Verfahren anzuwenden. Das sollten sich Pädagog*innen generell mehr zutrauen, um für ihre tägliche Arbeit einen fachlichen Hintergrund zu haben. Mitarbeiter*innen, die mit SEED arbeiten, sollten sich in der Entwicklungspsychologie auskennen und sie müssen das Diagnostikmanual kennen. Daher empfiehlt es sich dringend, eine SEED-Weiterbildung zu besuchen. Wir sind sehr daran interessiert, dass SEED in den Einrichtungen angewendet wird. Das ist auch sehr gut möglich, weil es ein sehr praxisorientierter Ansatz ist, der das Thema Inklusion unmittelbar betrifft: Was braucht der Mensch, um glücklich und zufrieden zu sein?
Was raten Sie Einrichtungen, die SEED einführen?
Sabine Zepperitz: SEED ist ein Grundlagenkonzept und sollte von der Leitung getragen werden. Mitarbeitende brauchen eine Einführungsfortbildung, wie ich sie z. B. für die Rummelsberger Diakonie Anfang Mai in Altdorf halte. Ich erkläre den Ansatz und die Haltung, die dahintersteckt. Dann braucht es Moderatoren, die mit den Teams in den Einrichtungen die Erhebungen durchführen. Am besten ist es, wenn es mehrere Moderatoren gibt, die z. B. eine Arbeitsgruppe bilden, um sich zusammen weiter in den entwicklungspsychologischen Ansatz einzuarbeiten und kreative Ideen für den Alltag entwickeln. Eine Grundlage kann hier unser Buch „Das Alter der Gefühle. Über die Bedeutung der emotionalen Entwicklung bei geistiger Behinderung“ von Tanja Sappok und Sabine Zepperitz sein.
Zur Person
Sabine Zepperitz hat Erziehungswissenschaften an der TU Berlin studiert. Als pädagogische Leiterin am Berliner Behandlungszentrum (BHZ) für psychische Gesundheit bei Entwicklungsstörungen am Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge erweitert sie mit ihrem Team die psychiatrische Behandlung um den pädagogischen Blick. In einer europäischen Forschungsgruppe um PD Dr. Tanja Sappok, der Chefärztin des Berliner BHZ, haben sie die SEED weiterentwickelt und forschen hierzu intensiv.
Anita Skobl verlässt Rummelsberger Diakonie und wechselt als Gesamtleitung nach Bamberg zum Don Bosco Jugendwerk – Armin Schmid tritt ihre Nachfolge als Leiter der Rummelsberger Offenen Angeboten an.
Mehr lesenSchwarzenbruck – Anita Skobl (50) verlässt nach 21 Jahren in verschiedenen Führungspositionen die Rummelsberger Diakonie. Die Sozialpädagogin hat bei dem sozialen Träger in der Jugendhilfe und in der Behindertenhilfe gearbeitet. Zuletzt war sie als Leitung der Rummelsberger Offenen Angebote tätig. Anita Skobl wechselt als Gesamtleiterin zum 1. Mai zum Don Bosco Jugendwerk Bamberg. „Ich bin sehr dankbar für die erfüllende Zeit und die Förderung und Unterstützung, die ich bei der Rummelsberger Diakonie erfahren durfte“, sagte Anita Skobl am Donnerstag, 28.04.2022 bei einer kleinen Feierstunde in der Rummelsberger Philippuskirche.
Karl Schulz, Vorstand Dienste der Rummelsberger Diakonie, würdigte bei der Abschieds-Andacht die zahlreichen Leistungen von Anita Skobl. Als Beispiel nannte er ihr Engagement für junge Geflüchtete. In den Jahren 2014 und 2015 habe sie als Regionalleiterin die Rummelsberger Jugendhilfe in den Bezirken Ober- und Niederbayern in kürzester Zeit komplett neu aufgebaut. „Sie sind ein kreatives Organisationstalent und verfolgten Ihre Projekte und Ziele, erst in der Jugendhilfe und dann in der Behindertenhilfe, immer mit Biss und der nötigen Portion Ehrgeiz“, lobte Schulz die langjährige Mitarbeiterin.
Anita Skobl, die mit ihrer Familie in Erlangen lebt, stammt gebürtig aus Ungarn. Sie kam mit einem Stipendium für das Studium der Sozialpädagogik nach Mönchengladbach. Der Liebe wegen und wegen eines Aufbaustudiums im Bereich Sozialmanagement mit Schwerpunkt Sozialmarketing kam sie nach Nürnberg. Nach dem Berufsstart in der Abteilung Finanzwirtschaft und Grundsatzfragen im Bereich Qualitätsmanagement sowie Projekt- und Organisationsentwicklung wechselte sie in die Jugendhilfe. Als Leiterin war sie für die Rummelsberger Ausbildungsbetriebe und für die Förderschulen zuständig. Anschließend war sie die erste Marketingleiterin des sozialen Trägers.
Ihr Nachfolger als Leitung Offene Angebote ist Armin Schmid (42). Der Sozialpädagoge arbeitet seit Herbst 2017 als Teamleiter Ambulant unterstütztes Wohnen in Nürnberg bei der Rummelsberger Behindertenhilfe. „Meine Vorgängerin hat das Controlling und die Organisation der ambulanten Dienste neu gedacht und zum Beispiel durch die Teilung von Teams Wachstum ermöglicht. Ich plane, die Projekte zu etablieren und weiterzutreiben“, kündigte Schmid an. Außerdem will er die Digitalisierung bei der Rummelsberger Diakonie begleiten und neue digitale Kanäle erschließen. Ein wichtiges Anliegen ist ihm auch, dass die rund 280 Mitarbeiter*innen in den Offenen Angeboten nach den anstrengenden Corona-Jahren in der Arbeit wieder eine Routine entwickeln können.
Armin Schmid stammt aus Nürnberg. 2006 ist er mit seiner Frau und Tochter in die Schweiz ausgewandert, da er am damals schwierigen Arbeitsmarkt für Sozialpädagogen in Deutschland keine Stelle fand. 2017 kehrte die Familie dann wieder zurück, um näher bei den älter werdenden Eltern zu sein. In der Schweiz hat es Armin Schmid gut gefallen, aber: „Fachlich gesehen finde ich die Arbeit mit Menschen mit Behinderung in Deutschland innovativer und moderner. Ich finde es nach wie vor beeindruckend, dass die Rummelsberger Diakonie Teilhabemöglichkeiten so nachhaltig umsetzt.“ Die Mitarbeitenden der Rummelsberger Offenen Angebote leisteten in diesem Bereich eine besonders kreative und nachhaltige Arbeit.
Das Kompetenz-Zentrum für Barrierefreiheit der Rummelsberger Diakonie – capito Nordbayern – erweitert Netzwerk
Mehr lesenNeumarkt – Die Lebenshilfe Neumarkt e.V. arbeitet ab sofort mit capito Nordbayern zusammen. Die Partnerschaft beinhaltet die Nutzung des sogenannten Kriterienkatalogs für „Leicht Lesen" sowie Zugang zu aktuellen Entwicklungen und Fortbildungen im capito-Netzwerk.
Die capito-Methode ermöglicht Menschen den uneingeschränkten Zugang zu Informationen mithilfe eines Stufenmodells für leicht verständliche Sprache. Dahinter steht die Idee, dass auch Menschen mit geringen Sprachkompetenzen nicht jeden Text in der sogenannten „Leichten Sprache” benötigen. Und umgekehrt brauchen bei manchen Themen auch Menschen mit guten Lesekompetenzen einen Text in einer leichter verständlichen Version. Was die jeweils richtige Sprachstufe ist, hängt also nicht nur von den individuellen Lesekompetenzen ab, sondern auch vom eigenen Vorwissen.
Das Stufenmodell von capito ist TÜV-zertifiziert und einzigartig: „Wir haben für jeden Menschen mit entsprechenden Verständnisfähigkeiten drei mögliche Sprachstufen", erklärt Sabrina Weyh, Leiterin von capito Nordbayern.
„Im Rahmen einer Fortbildung bei der Rummelsberger Diakonie habe ich die capito-Methode kennengelernt“, sagt Julia Steffens von der Lebenshilfe Neumarkt e.V. „Sie hat mich überzeugt, weil man mit dieser Methode Texte zielgruppengerecht gestalten kann.“ Die Lebenshilfe Neumarkt e.V. wird nach und nach die Kommunikation mit ihren Klient*innen mit Leicht Lesen ausbauen.
Mit über 80 Partnern in Deutschland, Österreich und der Schweiz wächst das capito-Netzwerk kontinuierlich. Die Rummelsberger Diakonie ist seit 2014 Partner im Netzwerk von capito.
Bewohner*innen und ehemalige Mitarbeiter*innen überdenken gemeinsame Vergangenheit am Auhof
Mehr lesenHilpoltstein – Über die Vergangenheit sprechen, um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft zu gestalten. Unter dieses Motto frei nach Helmut Kohl hatte Andreas Ammon den Abend zum Buch „Es sollte doch alles besser werden. Die Behindertenhilfe der Rummelsberger Diakonie 1945 bis 1995“ gestellt. Der Leiter des Auhof kündigte den rund 80 Besucher*innen an, man wolle auch „auf das blicken, was Narben hinterlassen hat bei Bewohnern und Mitarbeitern“. Diese Ankündigung ist wörtlich zu nehmen – schließlich nahmen an dem Abend langjährige Bewohner*innen des Auhof ebenso teil wie Menschen, die im fraglichen Zeitraum am Auhof gearbeitet hatten. Viele haben an den in dem wissenschaftlichen Band herausgearbeiteten Ereignissen noch heute zu tragen.
Im Buch arbeiten die Wissenschaftler*innen Karsten Wilke, Hans-Walter Schmuhl, Sylvia Wagner und Ulrike Winkler anhand der wenigen noch vorhandenen Quellen unter anderem heraus, dass es in manchen Wohngruppen im Auhof in den 1970er-Jahren immer wieder zu Gewalt gekommen ist. Zu Gewalt zwischen Bewohner*innen, zu Übergriffen von Mitarbeiter*innen gegen Bewohner*innen und auch zu Gewalt von Bewohner*innen gegen Mitarbeiter*innen. Im ersten Teil des Abends zum Buch las Mitarbeiter Tobias Kilian, im ersten Beruf Schauspieler, Passagen aus einer der Hauptquellen der Wissenschaftler*innen: den sogenannten Tag- und Nachtbüchern. „Der Abend war einfach schrecklich!!!!! [sic!] Die Kinder waren fürchterlich. Keiner hat gehört. Ein Geschrei war. Um 8.00 [Uhr] waren‘s endlich im Bett.“
Eintragungen wie diese und noch weitaus drastischere waren damals nicht als Dokumentation im heutigen Sinne gedacht, sondern als Hilfestellung für die in der Schicht folgenden Kolleg*innen – und manchmal wohl auch als Ventil für den Frust und die Belastung, die die Arbeit mit behinderten Menschen unter schwierigen Bedingungen bedeutete. „Wir wollen nicht verurteilen, wir wollen verstehen“, betonte Ammon. Zwischen den einzelnen Passagen aus dem Buch spielten Kilian und die beiden Bewohner Hans Gungl und Reinhard Amberg immer wieder Musikstücke. Um das in der Lesung Gehörte gemeinsam zu überdenken und ins Gespräch zu kommen, tauschten sich die Gäste in mehreren Gruppen aus. Hier trafen sich Menschen, die in den 1970er-Jahren als Kinder und Jugendliche am Auhof lebten, damalige Mitarbeiter*innen, Bürger*innen aus Hilpoltstein und Menschen, die heute am Auhof und in Außenwohngruppen tätig sind.
„Ich musste in Bruckberg in den Bus steigen und wusste nicht, wohin es geht“, erinnerte sich ein Bewohner, der als Fünfjähriger an den Auhof kam. „Eingesperrt“ sei er damals am Auhof gewesen. Er habe auch „Haue“ gekriegt. Er berichtete davon, dass es später in einer anderen Wohngruppe am Auhof besser gewesen sei. Überhaupt habe sich sehr viel geändert im Laufe der Jahrzehnte. Heute genieße er seine Freiheit, alleine hinzugehen und hinzufahren, wohin er wolle. „Ich war sogar eine Woche in Berlin“, berichtete der Rentner.
Diese Entwicklung von stark geschlossenen Einrichtungen mit kaum individuellen Freiheiten für die Bewohner*innen hin zu offenen Wohnformen, bei denen den Menschen Unterstützung geboten, aber nicht aufgedrängt wird, ist kennzeichnend für die gesamte Bundesrepublik. Besonders den ehemaligen Mitarbeiter*innen am Auhof in der Runde war mit Blick auf die 1970er-Jahre ein Aspekt wichtig: „Es war auch eine Zeit des Aufbruchs am Auhof.“ Die damaligen Mitarbeiter*innen seien größtenteils noch „in einem autoritären System aufgewachsen“ und seien insofern auch ein Stück weit „Gefangene ihrer Zeit“ gewesen. „Es war ein Ringen, es besser zu machen“, fasste es eine Frau zusammen.
Ähnliche – teils auch deutlich schärfere Diskussionen – fanden in den anderen Gesprächsrunden statt. Im abschließenden gemeinsamen Teil mit kurzer Andacht betonte Andreas Ammon noch einmal: „Wir denken an alle, wir verdammen keinen.“ Ihm sei es ein großes Anliegen, dass die Menschen, die damals am Auhof gelebt und manches erlitten hätten, heute eine Stimme haben, die gehört werde. Auch um für die heutige Arbeit mit Menschen mit Behinderung zu lernen.
Diakon Gerhard Lechner wurde mit einem stimmungsvollen Gottesdienst von Kolleg*innen und Auhofbewohner*innen in den Ruhestand verabschiedet.
Mehr lesenHilpoltstein – „Schalom, Schalom. Auf Wiedersehn“ – So hieß es im Refrain des Schlussliedes „Gib mir deine Hand, auf Wiedersehn“ im Abschiedsgottesdienst für den langjährigen Auhofdiakon Gerhard Lechner. Knapp 18 Jahre bereicherte der 65-Jährige mit seinem Tun und Wirken den Alltag der Auhöfer und die Gemeinde in Hilpoltstein.
Im Auhof und seinen Häusern in der Region wohnen aktuell 370 Menschen mit Behinderung. Sie arbeiten unter anderem in der dazugehörigen Werkstatt für Menschen mit Behinderung oder in der Förderstätte. In der Comenius-Schule mit Schulvorbereitender Einrichtung und einen Heilpädagogische Tagesstätte sowie in den Offenen Angeboten werden außerdem viele Menschen mit Behinderung ambulant betreut oder gehen dort zu Schule. Gerhard Lechner war auch in fast allen diesen Bereichen tätig. Er taufte Kinder, Jugendliche und Erwachsene, begleitete bei Konfirmationen, Erstkommunionen und Firmungen, hielt Andachten und veranstaltete Gottesdienste und Schulgottesdienste.
Am 27. März wurde Gerhard Lechner nun auch mit einem Gottesdienst in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Die Kapelle und der angrenzende große Saal im Auhof waren bis auf den letzten Platz gefüllt. Zahlreich waren die Bewohner*innen und Kolleg*innen erschienen, um „ihren Gerhard“ zu verabschieden und mit ihm zu feiern. Die Stimmung war wie immer, wenn Gerhard Lechner Gottesdienst feiert - locker und offen.
Ganz so gewöhnlich verlief der Gottesdienst dann aber doch nicht, denn statt einer Predigt, gab es Grußreden, für die sich jede*r der Redner*in eine passende Bibelstelle ausgesucht hatte. Regionalleiter Andreas Ammon zitierte beispielweise den Taufbefehl aus Matthäus 28, 18-20 „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Denn „Gerhard Lechner war immer da für die Auhöfer, taufte Kinder, Jugendliche und Erwachsene und stand ihnen in schweren Zeiten mit Trost zu Seite,“ so Ammon.
Gerhard Lechner begleitete die Auhof-Bewohner*innen insbesondere bei Trauer, Tod und in der letzten Lebensphase. Seit vielen Jahren entwickelte der Diakon dafür eine wertvolle Sterbe – und Trauerkultur im Auhof, zu der auch ein extra angelegter Trauergarten gehört, an dem Bewohne*innen und Kolleg*innen ihrer verstorbenen Freund*innen oder Angehörigen gedenken können. „Ein wichtiges Ritual waren Deine Morgenandachten, mit denen Du den Menschen Besinnung und Begegnung, aber auch Sicherheit, Stabilität im Alltag gegeben hast,“ berichtet Andreas Ammon. Gerhard Lechner habe außerdem immer ein offenes Ohr für die Menschen gehabt.
Bürgermeister Markus Mahl, dankte Lechner seine tolle Arbeit. „Ich werde mich immer gerne an die lebendigen Gottesdienste während der Hilpoltsteiner „Woche des Lebens“ erinnern,“ so Mahl. Christian Gampel, Leiter Wohnen am Auhof, hob hervor, dass Lechner „immer ein großartiger Zuhörer gewesen war, der die Sorgen der Menschen mitgenommen und diese dadurch entlastet habe.“
Mit den Worten „das Besondere, das Du uns geschenkt hast wird nicht verloren gehen. Es wird bei uns im Gottesdienst auch künftig geschunkelt, gelacht, geweint, gesungen und mitdiskutiert,“ verabschiedete Andreas Ammon Gerhard Lechner und die Gottesdienstbesucher*innen, die mit „Standing Ovations“ für den angehenden Ruheständler antworteten.
Schalom, Schalom und auf Wiedersehen, lieber Gerhard Lechner.
Die Beschäftigten der Altmühltalwerkstätten in Treuchtlingen haben für die bedrohten Vogelarten Wiedehopf und Wendehals Nisthöhlen gefertigt.
Mehr lesenTreuchtlingen - Wiedehopf (Upupa epops) und Wendehals (Jynx torquilla) sind zwei ganz besondere Vogelarten. Beide sind nach der Roten Liste in Bayern vom Aussterben bedroht. Beide Arten sind Höhlenbrüter. Sie lieben eine offene Landschaft und haben Insekten zum Fressen gern. Und beide Arten haben ein Problem: Ihnen fehlen oft die geeigneten Bruthöhlen. Die Beschäftigen und Mitarbeiter*innnen der Altmühltal-Werkstätten der Rummelsberger Diakonie in Treuchtlingen haben nun im Auftrag des Vereins Naturpark Altmühl (Südliche Frankenalb) e.V. 30 Wendehals und 20 Wiedehopf Nistkästen gefertigt. Die Gelder dafür wurden von Generali Deutschland zur Verfügung gestellt. Im Rahmen einer Kooperation mit dem Verband Deutscher Naturparke (VDN) wollen sie dadurch die „Biologische Vielfalt in Naturparken stärken“.
Im Naturpark Altmühltal finden sich mit den ausgedehnten Wacholderheiden und den Streuobstwiesen viele geeignete Lebensräume und auch ein entsprechendes Nahrungsangebot. Trotzdem handelt es sich bei Beobachtungen von Wiedehopf und Wendehals meist um Durchzügler auf Nahrungssuche. Zur Förderung der beiden seltenen Vogelarten sollen an ausgewählten Standorten im Naturpark speziell angefertigte Nistkäsen aufgehängt werden. Die Hoffnung im nächsten Jahr einen Wiedehopf mit seinem unverwechselbaren Gefieder und seinem besonderen Ruf „upupup“ an einem der Nistkästen als Brutgast begrüßen zu dürfen ist groß. Ebenso hofft man auf den gut getarnten Wendehals. Dieser ungewöhnliche Specht kann sich keine eigene Höhle zimmern, fliegt im Winter bis nach Afrika und hat sich als Leibspeise die Ameisen ausgesucht.
Online-Fachtagung zum Thema „Schulbegleitung in besonderen Zeiten“ war ein großer Erfolg.
Mehr lesenDie Rummelsberger Diakonie hat vom 21.03. bis 25.3.22 in Kooperation mit der Lernwirkstatt Inklusion und dem Institut für Schulpädagogik und Schulpsychologie Nürnberg IPSN eine Online-Reihe „Schulbegleitung in besonderen Zeiten“ organisiert. Corona bedingt war es auch in diesem Jahr nicht möglich, den bereits für 2020 geplanten Fachtag durchzuführen. Die Online-Reihe sollte dennoch den Austausch zwischen allen Beteiligten im Schulalltag ermöglichen und wichtige Impulse für die Zusammenarbeit von Lehrkräften, Schulbegleitungen, Eltern und anderen Fachkräften im Hinblick auf eine inklusive Bildung geben. Es nahmen vorrangig Schulbegleitungen teil, aber auch viele Lehrkräfte, Schulleitungen und Vertretungen von Trägern, Bezirken, Ämtern der Stadt Nürnberg und München und des Ministeriums waren anwesend.
Professor Dr. Markus Schaer von der Evangelischen Hochschule Nürnberg hat in seinem Einführungsvortrag am vergangenen Montag ein alarmierendes Bild von den Auswirkungen der Pandemie auf die Schülerinnen und Schüler gezeichnet. Alle verfügbaren Studien zeigen, dass sich die Anzahl der behandlungsbedürftigen psychischen Auffälligkeiten mehr als verdoppelt hat. Zukunftsängste, Depressionen und das Gefühl von Einsamkeit belasteten die Schüler*innen enorm. Was sie jetzt brauchten, sei Beziehung, Bindung, Sicherheit, Stärkung ihres Selbstwertgefühls. „Schulbegleitungen sind heute so wichtig wie noch nie“ betonte Dr. Schaer. Schulbegleitungen haben die Möglichkeit, Beziehung aufzubauen, die Schülerinnen und Schüler zu stärken und zu begleiten. Das ist jetzt viel wichtiger als Stoff zu pauken. Für diese anspruchsvolle Aufgabe sollte die online-Reihe die Schulbegleitungen stärken.
Ein dazu passendes Thema bot der Workshop „Selbstfürsorge im Schulalltag“, der verschiedenste Übungen und Hilfen zur Selbsthilfe und Steigerung der Resilienz für pädagogische Fachkräfte vorstellte, die z.T. gleich ausprobiert werden konnten. Die weiteren Workshops behandelten die Themen Umgang mit herausforderndem Verhalten, die Zusammenarbeit im Team von Lehrkräften, Schulbegleitern und Eltern, Konflikte als Entwicklungshelfer und Digitale Medien und Medienkompetenz als Schulbegleitung. Die Aktualität der Themen zeigte sich in der Anmeldezahl: Nach 450 Anmeldungen musste der Zugang gestoppt werden, um die Veranstaltungen technisch noch stemmen zu können.
„Bildung ist der Beginn der Zukunft“, stellte Prof. Dr. Schaer in seinem Einführungsreferat fest. Investitionen in Bildung, ein Systemwechsel in der Schulentwicklung hin zu einem System, das Persönlichkeitsbildung, Kreativität und Problemlösestrategien in den Mittelpunkt stellt, wäre dringend notwendig. Es gibt gute Ansätze und Projekte in einzelnen Schulen, aber insgesamt passiere in der Schulpolitik viel zu wenig. Inklusive Bildung wird zwar als Ziel der Schulentwicklung proklamiert, aber das Kultusministerium stelle die notwendigen Ressourcen nicht zur Verfügung. Die im Schulalltag unverzichtbaren Schulbegleitungen werden über das Sozialministerium finanziert und individuell einzelnen Kindern zugeordnet. Sie können damit nicht Teil des Schulteams sein. Die sinnvolle und notwendige Zusammenarbeit im Klassenteam ist damit kaum möglich und schon gar nicht verpflichtend. Die Schulbegleitungen haben keinen Anspruch auf die notwendige Aus-, Fort- und Weiterbildung. Die Arbeitssituation für die Schulbegleitungen ist unsicher, herausfordernd, belastend und schlecht bezahlt. Auch für die Träger ist das Arbeitsfeld wenig reizvoll – sehr aufwändig und schlecht refinanziert.
Die Rummelsberger haben bereits bei ihrem 1. Fachtag, der ebenfalls in Kooperation mit der Lernwirkstatt Inklusion und dem IPSN 2016 stattgefunden hatte, einen Forderungskatalog an die damalige Beauftragte der bayerischen Staatsregierung, Irmgard Badura, übergeben. Dieser Forderungskatalog ist nach wie vor aktuell. Er ist auf der Homepage der Lernwirkstatt Inklusion nachzulesen.
Das Veranstaltungsteam bleibt an dem Thema dran und versucht die Bedingungen rund um das Thema Schulbegleitung als einen Baustein der inklusiven Bildung weiter voranzubringen, im Alltag Schulbegleitungen, Lehrkräfte und Eltern zu stärken und an die Verantwortung der zuständigen politischen Instanzen zu appellieren.
Der nächste Fachtag ist bereits geplant und wird je nach Corona-Lage im Herbst oder im nächsten Frühjahr stattfinden.
Anfang Mai öffnet der erste Barrierefreier Garten der Rummelsberger Diakonie in Ebelsbach - helfen Sie uns einen schönen Namen dafür zu finden
Mehr lesenEbelsbach – In der Parkstraße entstand im letzten halben Jahr auf einem 2500 qm großen brachliegenden Grundstück ein behindertengerechter Garten für die 26 Bewohner*innen im Wohnbereich der Behindertenhilfe der Rummelsberger Diakonie. Die Eröffnung ist für Anfang Mai geplant. Was noch fehlt, ist ein Name für den neuen Garten. Hierzu möchten die Mitarbeiter*innen Sie, liebe Ebelsbacher*innen, zu einem Wettbewerb aufrufen. „Wir haben in den letzten Jahren in den Hassbergen eine so tolle Vernetzung aufbauen können, dass wir jetzt auch gemeinsam einen Namen für unseren Garten finden wollen“ so Diakon Günter Schubert, Regionalleiter der Rummelsberger Diakonie.
Wo sich vor einem Jahr noch Wildwuchs seinen Weg suchte, machten nun zahlreiche Spenden, die über die Webseite infranken.de gewonnen worden waren, die Realisierung eines barrierefreien Gartens möglich. Eine großzügige Spende kam unter anderem von der Karl Wagner Stiftung. „Als der Anruf von Herrn Wagner kam, konnten wir unser Glück kaum fassen. Für erwachsene Behinderte spenden die Menschen selten," berichtet Diakon Andreas Puchta, Fachdienst der Rummelsberger Einrichtung. „Nun können wir uns nicht nur über barrierefreie Wege und Bänke freuen, sondern können auch die Wünsche und Ideen unserer Bewohner*innen erfüllen, die natürlich bei der Planung des Gartens eifrig mitgewirkt haben.“ Der neue Garten verfügt nun über eine Rampe für Rollstühle, barrierefreie Wege sowie einen barrierefrei zugänglichen Pavillon und eine Schaukel. Für die noch ungenutzten Flächen sind außerdem Hochbeete, ein Sinnesparcours und Gehege für Kleintiere geplant. Max, Bewohner der Rummelsberger Einrichtung und ein leidenschaftlicher Tischtennisspieler, würde sich noch sehr über eine Tischtennisplatte freuen.
„Jederzeit die Möglichkeit zu haben, nach draußen in den Garten zu gehen, das wird die Lebensqualität unserer Bewohner sehr steigern. Gerade nach zwei Corona-Jahren mit den Einschränkungen hat sich die Bedeutung dieses Gartens nochmal erhöht", sagt Puchta. Gerade die Menschen, die im "beschützenden Bereich" lebten und nur mit Unterstützung in der Außenwelt zurechtkämen, sehnten sich danach, auch ohne Begleitung nach draußen gehen zu können. Bis jetzt sei dies leider nur auf einem kleinen Grünstreifen neben dem Haus möglich gewesen, so der Heilpädagoge.
Von dem neuen Garten sollen nicht nur die "Rummelsberger" profitieren: Puchta schwebt vor, auch die Familien aus dem benachbarten Wohnhäusern und alle interessierten Ebelsbacher*innen einzuladen und mit Kindergärten eine Patenschaft für die Tiere einzugehen. Die Teilhabe am öffentlichen Leben und die Integration der Bewohner*innen könnten so auf eine neue, grüne Stufe gehoben werden.
Im Frühjahr wird noch die Bepflanzung fertiggestellt und der Rasen und Blumenwiese gesät.
Nun sucht die schöne Grünfläche noch einen passenden Namen. Dafür laden wie Sie alle herzlich ein, an unserem Namens-Wettbewerb mitzumachen. Einfach eine Mail mit Namensvorschlag + Kontaktdaten an Herrn Puchta unter
region-hassberge(at)rummelsberger.net schicken. Unter allen Einsendern wird ein Geschenkkorb und weitere 10 Regenschirme der Rummelsberger Diakonie verlost. Einsendeschluss ist der 25. März 2022.
„Wir sind schon ganz gespannt was alles für Vorschläge kommen werden und träumen ein bisschen von einem Tag der offenen Tür für Familien und Interessierte im Frühsommer.“
Die Auswahl des Namens des neuen Gartens sollen die Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen gemeinsam mit der Einrichtungsleitung treffen.
„Vorsorgevollmacht. Rechtliche Betreuung. Betreuungsverfügung. Patientenverfügung. Wann brauche ich was? Was sind die Unterschiede?“
Mehr lesenNürnberg – So lange wie möglich ein weitgehend selbstbestimmtes Leben zu führen ist für die meisten Menschen enorm wichtig. Sich darüber Gedanken zu machen, was das bedeutet und was zu tun ist, wenn es mal nicht mehr geht, das schieben die meisten Menschen vor sich her. Dazu gehören Antworten auf Fragen wie z.B.: Für was ist eine Patientenverfügung? Was beinhaltet eine Betreuungsverfügung? Was sind die Unterschiede zwischen Vorsorgevollmacht und Betreuungsvollmacht?
Diese Fragestellungen und Themenkomplexe sind für viele Menschen nicht leicht zu verstehen. Der Ratgeber “Vorsorgevollmacht. Rechtliche Betreuung. Betreuungsverfügung. Patientenverfügung.“ der Rummelsberger Diakonie bereitet diese komplexen und rechtlich schwierigen Themen verständlich auf.
Die 60-seitige Broschüre beinhaltet neben Begriffsverklärungen viele Fragestellungen, die bei Entscheidungsfindungen helfen sollen. Darüber hinaus werden die Unterschiede von Vorsorgevollmacht, rechtlicher Betreuung, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung erklärt und Kontaktadressen in Nürnberg für weiterführende Informationen benannt. Möglich wurde die Erstellung der Broschüre durch eine Spende der Marie-Hack-Stiftung an die Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg.
Die Rummelsberger Offenen Angebote haben die Broschüre in Zusammenarbeit mit capito Nordbayern für die Zielgruppe Menschen mit einer Behinderung bzw. Lernschwierigkeiten erstellt. Aber wie so oft, wenn es um Verständlichkeit geht, ist dieser Ratgeber für alle Menschen sinnvoll, die sich mit dem Thema beschäftigen möchten.
Die Broschüre kann kostenlos über die E-Mail-Adresse offene-angebote-nbg(at)rummelsberger.net angefordert werden. Solange der Vorrat reicht. capito Nordayern bietet außerdem eine Adaption der Broschüre auf andere Regionen, Städte oder Kommunen an. Nähere Informationen dazu sowie die Broschüre als PDF zum Download gibt es auf der Webseite https://www.capito-nordbayern.de/referenzen.
Einladung zur öffentlichen Lesung und Diskussion am 31. März im Auhof
Mehr lesenHilpoltstein – „Es sollte doch alles besser werden – die Behindertenhilfe der Rummelsberger Diakonie 1945 – 1995“ lautet der Titel des im vergangenen Jahr veröffentlichten wissenschaftlichen Bandes. Bereits im Oktober hatte Einrichtungsleiter Andreas Ammon zu einer ersten Lesung mit Diskussion in den Auhof eingeladen. Dieser Auftakt wird nun wie angekündigt fortgesetzt durch weitere Veranstaltungen rund um das Thema „Geschichte der Behindertenhilfe“. Der nächste Termin findet am Donnerstag, 31. März, ab 18.30 Uhr am Auhof, Auhofer Weg 1, im Saal im Zentralgebäude statt. Mitarbeiter*innen, Bewohner*innen, aber auch Angehörige und Betreuer*innen sowie interessierte Menschen aus Hilpoltstein und der Region sind herzlich eingeladen.
Neben einer Lesung aus dem Buch sowie musikalischen Beiträgen von einem Trio aus einem Mitarbeiter mit zwei Bewohnern des Auhof wird es Möglichkeiten zur Diskussion über Inhalte des Buches, eigene Erfahrungen und heutige Herausforderungen in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung geben. Die Teilnehmer*innen werden Gelegenheit haben, sich in kleinen moderierten Gesprächsrunden auszutauschen. Um besser planen zu können, bittet das Auhof-Team um Anmeldung bis 16. März mit Angabe der Personenzahl an kottusch.tanja(at)rummelsberger.net oder telefonisch unter 09174 99 212. Der Eintritt ist kostenfrei.
Im Jahr der Vielfalt werden die Rummelsberger als erstes evangelisches Sozialunternehmen Hauptsponsor.
Mehr lesenSchwarzenbruck – Die Rummelsberger Diakonie ist heuer Hauptsponsor des Christopher Street Day (CSD) Nürnberg. Am Mittwoch, 26.01.2022, haben die Rummelsberger Vorstände Dr. Tobias Gaydoul (Finanzen) und Diakonin Elisabeth Peterhoff (Leiterin der Diakoninnengemeinschaft) sowie Bastian Brauwer, Vorsitzender des Fördervereins Christopher Street Day Nürnberg e.V. den Vertrag in Rummelsberg unterzeichnet.
Der CSD Nürnberg findet vom 21. Juli bis 7. August 2022 statt. Neben einer großen Kundgebung mit vielfältigem Bühnenprogramm beim CSD Finale am Abschluss-Wochenende 6. und 7. August, ist am Samstag, 6. August, eine große Demo durch die Nürnberger Innenstadt geplant. Zwei Wochen lang bieten die „Prideweeks“ ein buntes Mitmach-Rahmenprogramm von der LSBTIQ*-Community für die LSBTIQ*-Community des gesamten Großraums Nürnberg-Fürth-Erlangen und der Metropolregion Nürnberg.
Die Rummelsberger werden u.a. an der Demo am 6. August teilnehmen und einen Infostand bei der finalen Kundgebung nach der Demo organisieren. „Ich freue mich, dass wir als Rummelsberger Diakonie in diesem Jahr den CSD Nürnberg unterstützen. Für mich ist das ein Zeichen für Menschenwürde und Toleranz, so wie wir sie verstehen. Jeder Mensch, egal welcher geschlechtlichen Identität er sich zuordnet, ist Gottes Geschöpf“, betonte Diakonin Elisabeth Peterhoff, Mitglied des Vorstands der Rummelsberger Diakonie bei der Vertragsunterzeichnung.
Das Sponsoring des Christopher Street Day Nürnberg ist nur eine Aktion, die die Rummelsberger im Jahr der Vielfalt 2022 planen. Mit Schulungen und Aktionen soll im Unternehmen das Bewusstsein für Vielfalt und Chancengleichheit vertieft werden. Darüber hinaus werden Menschen für das Thema sensibilisiert, aufgeklärt und nachhaltiges Handeln zum Thema Diversity im Unternehmen gestärkt. „In der Rummelsberger Diakonie wollen wir den Dreiklang aus Innovation, Digitalisierung und Ethik tagtäglich leben und fördern. Dieses Ziel können wir nur durch Vielfalt und Chancengleichheit erreichen“, betonte Finanzvorstand Dr. Tobias Gaydoul.
Mit der Rummelsberger Diakonie übernimmt erstmals ein evangelisches Sozialunternehmen das Hauptsponsoring für die Veranstaltung. „Klar haben wir uns gefragt: CSD und Kirche - funktioniert das?“, berichtete Bastian Brauwer, Vorsitzender des Fördervereins Christopher Street Day Nürnberg e.V. Doch habe sich die evangelische Kirche jüngst sehr offen für LSBTIQ*-Menschen gezeigt. Damit setze sie gerade im Vergleich zur katholischen Kirche ein positives Beispiel für eine offene und vielfältige Religionsgemeinschaft. „Das war nicht immer so! Gerade deshalb freuen wir uns umso mehr, dass die Rummelsberger Diakonie aus eigenem Antrieb aktiv Partner des CSD Nürnberg werden wollte und sich damit für die menschliche Vielfalt einsetzt. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit und den inhaltlichen Austausch in deren Jahr der Vielfalt, um damit weitere Zeichen für eine offene, diverse Gesellschaft zu setzen“, sagte Brauwer.
Hintergrund Christopher Street Day (CSD):
Die Bezeichnung CSD (Christopher-Street-Day) geht auf einen Aufstand von Homosexuellen und überwiegend Transsexuellen in der New Yorker Christopher Street zurück. Dort kam es in den frühen Morgenstunden des 28. Juni 1969 zum sogenannten Stonewall-Aufstand, in Folge von zunehmend brutalen Polizeirazzien und Kontrollen. Vor allem waren afro- und lateinamerikanische Trans- und Homosexuelle, die in Kneipen wie der Bar Stonewall Inn eine Heimat hatten, Opfer dieser brutalen Razzien. Die Folge waren tagelange Straßenschlachten mit der New Yorker Polizei. Ein Jahr später wurde bereits dieser Jahrestag in New York begangen. In den meisten Ländern hat sich der Begriff Pride etabliert.
Seit 1979 gibt es auch in Deutschland Veranstaltungen, die in vielen Großstädten an die Aufstände von New York erinnern. In den deutschsprachigen Ländern hat sich aber die Bezeichnung Christopher-Street-Day behauptet. In Deutschland gibt es derzeit in mehr als 60 Städten CSD´s. 36 Städte werden durch den CSD Deutschland e.V. vertreten.
Quelle und weitere Infos: CSD Nürnberg
Großzügige Spende von Uwe Feser-Kinderstiftung an die Rummelsberger Diakonie
Mehr lesenSchwarzenbruck – Eine Spende, die sehr viel bewirkt: Die Uwe Feser-Kinderstiftung unterstützt mit 15.000 Euro mehrere Einrichtungen der Rummelsberger Diakonie. Vorstand Karl Schulz sowie Großspendenbetreuerin Eva Neubert nahmen die Spende im Namen der Rummelsberger Diakonie entgegen. „Mir ist es eine Herzensangelegenheit, Kindern und Jugendlichen in Not zu helfen“, betonte Vorstand Uwe Feser bei der symbolischen Scheckübergabe.
Die großzügige Spende kommt gleich mehreren wichtigen Projekten zugute: Mit 9.000 Euro konnte sich der Therapiehof Leila bei Altdorf ein dringend benötigtes Therapiepferd anschaffen. Kinder mit und ohne Behinderung können dort während des therapeutischen Reitens ihre Fähigkeiten aktivieren und sich selbstwirksam erleben.
Die Kinder der Förderstätte im Altdorfer Wichernhaus konnten sich über Schaumstoff-Bausteine freuen. Die noch weiteren angeschafften Therapiematerialien fördern das gemeinschaftliche Spiel von Kindern mit und ohne Behinderung.
Das Projekt „Unterstützte Kommunikation“ wurde mit dem Rest der Spende bezuschusst. Kinder und Jugendliche ohne ein verbales Sprachvermögen erhalten dabei Hilfsmittel wie sprachfähige Computer. Diese geben ihnen unteranderem die Fähigkeit, ihre Bedürfnisse an ihre Mitmenschen zu kommunizieren.
Vorstand Karl Schulz dankt der Stiftung für das andauernde Engagement, wodurch zahlreiche Projekte der Diakonie schon verwirklicht werden konnten.
Großzügige Spende der Stiftung Kinderförderung von Playmobil für das Wichernhaus Altdorf der Rummelsberger Diakonie
Mehr lesenAltdorf– Ein Projekt, was sein Ziel erreicht hat: Bei einer symbolischen Scheckübergabe am 17. Januar konnten die Vorstände der Stiftung Kinderförderung von Playmobil Florian Löffler und Andrea Möhringer den Garten der Begegnung am Wichernhaus in Altdorf bewundern. Den inklusiven Spielplatz der Rummelsberger Diakonie hatten sie neben Sternstunden e. V., eine Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks, mit einer Spende von 10.000 Euro gefördert. Der Garten der Begegnung vereint die Kindertagesstätte „Haus der kleinen Talente“, die Heilpädagogische Tagesstätte sowie die Frühförderung und Therapie miteinander. Wodurch Kinder mit und ohne Behinderung in der Altersspanne von 4 bis zwanzig Jahren gemeinsam spielen können.
Denn alle Spielgeräte auf dem Spielplatz sind barrierefrei: Es gibt verschiedene Schaukeln für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder. Die Wasser- und Matschspiele sind für Rollstühle zugänglich und auf dem Bodentrampolin kann man mit dem Rollstuhl hüpfen: „Diese Bewegung ist eine völlig neue Erfahrung für Kinder im Rollstuhl“, berichtet Gerlinde Mayer, Leiterin der Frühförderung und Therapie. Zudem sind die Spazierwege extra breit angelegt, so dass die Kinder mit ihren Fahrgeräten ohne Probleme von A nach B kommen.
Nach den erledigten Hausaufgaben ist das Toben an der frischen Luft eine gern gesehene Abwechslung für die Kinder im Wichernhaus. Vor allem in Zeiten der Pandemie ist der Garten der Begegnung ein geeigneter Treffpunkt, um ausgelassen gemeinsam Zeit zu verbringen. Die Vielfältigkeit der Kinder aus den unterschiedlichen Einrichtungen und Altersgruppen stellt kein Problem dar, eher im Gegenteil: Das gemeinsame Spielen ohne Barrieren ist längst Normalität.
Jedoch können die Spielgeräte auch selbstständig genutzt werden, was bei der Planung eine wichtige Rolle gespielt hat, erklärt Diakon Thomas Jacoby, der das Wichernhaus leitet: „Es ist ein offener und gleichzeitig geschützter Ort, den die Kinder selbstständig entdecken und ausprobieren können. Dabei sind sie von niemanden abhängig, was viele Kinder der Einrichtungen zu oft in ihrem Alltag erleben.“
Die einzelnen Komponenten der Spielgeräte sollen der Stiftung Kinderförderung von Playmobil als Vorbild dienen, wie Vorstand Florian Löffler sagt: „Unser Ziel ist es genauso Spielgeräte zu entwickeln, die Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam oder allein nutzen können.“
Ratgeber für selbstständiges Wohnen in Nürnberg für Menschen mit Unterstützungsbedarf
Mehr lesenNürnberg – Eine eigene Wohnung ist der Traum vieler Menschen mit Unterstützungsbedarf. Um dies zu ermöglichen unterstützen die Offenen Angebote der Rummelsberger Diakonie mit dem Ambulant unterstützen Wohnen seit 2010 diese Menschen dabei, selbstständig wohnen und leben zu können. Nun entwickelten die Mitarbeiter*innen der Offenen Angebote zusammen mit dem Kompetenz-Zentrum für Barrierefreiheit der Rummelsberger Diakonie – capito Nordbayern – zudem einen Ratgeber, der Menschen mit Unterstützungsbedarf viele wichtige Tipps für selbstständiges Wohnen und Alltagsleben gibt. Hier finden sie Antworten auf Fragen, wie:
Wo finde ich Unterstützung um eigenständig zu wohnen? Wie finanziere ich mein selbständiges Leben? Welche Dienste gibt es? Was tue ich im Notfall? Wo finde ich Beratung, Treffpunkte, oder Tipps für Freizeitangebote
Die 44-seitige Broschüre ist in leicht verständlicher Sprache geschrieben und beinhaltet neben Tipps zur Entscheidungsfindung auch Kontaktadressen in Nürnberg sowie Checklisten in verständlicher Sprache. Möglich wurde die Erstellung der Broschüre durch eine Spende der Marie-Hack-Stiftung.
Der Inklusionsgedanke steht dabei an vorderster Stelle. Menschen mit einer Behinderung sollen ihr Leben selbstbestimmt und selbstverantwortlich führen. Sie sollen die Möglichkeit haben, selber zu bestimmen, welche Wohnform für sie geeignet ist. Zum Beispiel ob sie in einer Wohngruppe oder alleine und mit Unterstützung leben möchten.
Die Broschüre entstand im engen Austausch mit Mitarbeitenden der Rummelsberger Behindertenhilfe. „Für die Beratungsgespräche mit unseren Klient*innen ist dieser Ratgeber eine sehr wertvolle Ergänzung. Endlich haben wir all die vielen, komplexen Informationen leicht verständlich und übersichtlich zusammengefasst“, so Irmingard Fritsch, von der Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg.
Die Broschüre kann kostenlos – solange Vorrat reicht – über die E-Mail-Adresse
offene-angebote-nbg(at)rummelsberger.net angefordert werden.
Auf der Webseite gibt es die Broschüre als PDF zum Download:
https://www.capito-nordbayern.de/referenzen
Aktuelle Öffnungszeiten der Rummelsberger Kleiderkammer
Mehr lesenRummelsberg – Die Rummelsberger Kleiderkammer ist auch in Zeiten von Corona, Anlaufstelle für Menschen in finanziellen Notlagen. Gut erhaltene Kleidung für Erwachsene und Kinder, Kleider, Hosen, Jacken und Mäntel, finden in der Kleiderkammer neue Besitzer*innen. Ebenfalls finden sich in der Kleiderkammer Taschen, Schuhe, Handtücher, Bettwäsche, Geschirr, Spielzeug, Fahrradhelme, Kindersitze und vieles mehr. Was ursprünglich damit begann, Flüchtlinge mit dem Notwendigsten zu versorgen, steht selbstverständlich auch anderen Menschen in Not zur Verfügung.
„Die Notfälle nach fehlenden Kleidungsstücken haben auch während der Corona Pandemie nicht nachgelassen. Tatsächlich ist der Bedarf eher gestiegen“, so Lara März, hauptamtliche Leiterin der Kleiderkammer. Daher wird das Hilfsangebot der Rummelsberger Diakonie auch in diesem Jahr fortgeführt. Die Kleiderkammer lebt vom Einsatz der Ehrenamtlichen, die sich vor Ort engagieren. Um den Ehrenamtlichen und den Kund*innen auch in Zeiten von Corona einen sicheren Besuch der Kleiderkammer zu ermöglichen, gilt vor Ort die 2G-plus-Regelung . Ein Besuch in der Kleiderkammer ist nur mit vorheriger Anmeldung möglich. Alle Informationen hierzu finden Sie auf der Webseite der Rummelsberger Kleiderkammer: www.7werke.de/kleiderkammer. Die Kleiderkammer hat aktuell montags zwischen 14Uhr und 16Uhr geöffnet. Termine können über kleiderkammer(at)rummelsberger.net vereinbart werden oder unter 0170 2259552 .
Sie wollen sich ehrenamtlich engagieren oder Kleidung spenden? Dann wenden Sie sich ebenfalls gerne an unsere Kontaktdaten. Aktuell sucht die Kleiderkammer noch Ehrenamtliche um die Öffnungszeiten ausweiten zu können.
Schülerinnen und Schüler aus Altdorf erfahren mehr über fairen Handel
Mehr lesenAltdorf bei Nürnberg – Vor den Weihnachtsferien passiert in den Schulen nichts mehr? Im Sonderpädagogischen Förderzentrum der Rummelsberger Diakonie in Altdorf war das Gegenteil der Fall: Von der sechsjährigen Erst- bis zu den jugendlichen Neuntklässler*innen haben sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit dem Thema „Fairer Handel“ (englisch Fair Trade) auseinandergesetzt. „Fair-Trade – Was ist das? oder Wie weit muss eine Jeans reisen?“ lautete das Motto der Projektwoche. Schulleiterin Petra Schön sagt: „Ich denke, das Thema passt sehr gut zu Weihnachten.“ Denn wann, wenn nicht zu dieser Jahreszeit, ergebe es Sinn, sich mit gerechten Löhnen, nachhaltiger Landwirtschaft und regionalen Lebensmitteln zu befassen.
Die Schülerinnen und Schüler erarbeiteten gemeinsam mit den Lehrer*innen Stationen zu verschiedenen Aspekten des Themas. Eine Station bot beispielsweise Informationen zu Kinderarbeit, eine weitere zu „Fair-Trade-Mode“ und zu dem weiten Weg, den eine einfache Jeans hinter sich hat, wenn sie bei uns im Laden landet. Die Kinder und Jugendlichen beschäftigten sich außerdem mit der Frage, woher viele unserer Lebensmittel kommen, was sogenannte „Faire Siegel“ sind und warum es gut ist, fair produzierte und gehandelte Waren zu kaufen.
Die Schüler*innen bauten alle Stationen mit ihren Lehrer*innen in einem großen Raum auf. Zu jeweils verschiedenen Zeiten konnten sie dann Aufgaben zu den einzelnen Unterthemen lösen. „Die Schülerinnen und Schüler hatten Spaß an der Bearbeitung der verschiedenen Stationen“, freut sich Schulleiterin Schön. Die eine oder der andere wird jetzt sicher mit einem neuen Bewusstsein morgens in die Jeans schlüpfen. Und vielleicht ergibt sich beim Feiertagsfestmahl ein Gespräch in der Familie, woher die Leckereien in diesem Jahr stammen.